Eiweißstoffwechsel \(Normwerte\)

Eiweißstoffwechsel \(Normwerte\)
Eiweißstoffwechsel (Normwerte)
 
Eiweiße (Proteine) werden vom Körper u. a. zum Aufbau der Zellen (vor allem der Muskelzellen oder -fasern, deren Kontraktion durch die Gleitbewegung zweier Arten von Eiweißfilamenten ermöglicht wird), der Enzyme und mancher Hormone (z. B. Insulin) benötigt.
 
 Weitere Aufgaben von Eiweißen
 
Proteine setzen sich aus vielen Molekülen, den Aminosäuren, zusammen. Von den 20 Aminosäuren sind acht essenziell, das heißt, sie können nicht vom Körper hergestellt, sondern müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Proteine sind im Blut enthalten, sie dienen u. a. als Transportvehikel für verschiedene Moleküle und Ionen. Ihre Gesamtmenge im Blutserum wird Gesamteiweiß genannt. Die Eiweiße im Blut teilen sich in verschiedene Fraktionen auf, die u. a. nach ihren Eigenschaften unterschieden werden. Ermittelt werden können diese Fraktionen, zu denen Albumin, Alpha-, Beta- und Gammaglobuline gehören, durch ein Verfahren namens Serumeiweißelektrophorese. Im Blut befinden sich zudem Gerinnungsfaktoren, bei denen es sich ebenfalls um Eiweißstoffe handelt, die vorwiegend von der Leber hergestellt werden. Mithilfe verschiedener Analysemethoden kann festgestellt werden, ob die Blutgerinnung reibungslos funktioniert.
 
Proteine können weiterhin zur Energiegewinnung genutzt werden. In diesem Fall entfernt der Körper aus den Bausteinen der Proteine, den Aminosäuren, den Stickstoff. Dabei entsteht das hochgiftige Ammoniak, das vom Körper rasch in Harnstoff umgewandelt wird, der keine toxische Wirkung besitzt und über den Urin ausgeschieden wird. Außerdem sind Proteine an der Immunabwehr beteiligt, denn bei den Antikörpern, die Fremdsubstanzen (z. B. Bakterien) erkennen können, handelt es sich um Eiweißkörper.
 
 Normwerte
 
Das Blutserum enthält normalerweise etwa 66 bis 83 g Eiweiß/l (Gesamteiweiß). Auch im Liquor, der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit, kommen Proteine vor - ihr Anteil beträgt dabei zwischen 120 und 500 mg/l. Ist die Menge des Gesamteiweißes erhöht, kann dies z. B. auf eine chronisch entzündliche Erkrankung hindeuten, ein erniedrigter Gesamteiweißwert kann z. B. durch Leber- bzw. Nierenerkrankungen hervorgerufen werden, bei denen Eiweiße mit dem Urin ausgeschieden werden (Proteinurie).
 
Da der Gesamteiweißwert jedoch keine Aussage darüber trifft, welche Eiweißfraktionen im Blut sich erhöht bzw. verringert haben, wird die Serumeiweißelektrophorese durchgeführt, bei der die Eiweißanteile in Kurvenform dargestellt werden. Ist das Albumin (Normanteil am Gesamteiweiß: 60-69 %) vermindert, kann eine Nierenfunktionsstörung, eine Tumorerkrankung, ein Leberschaden oder eine schwere Entzündung vorliegen. Sind die Alpha-1- (Normanteil: 1,4-3,4 %) oder die Alpha-2-Globuline (Anteil: 4,2-7,6 %) verringert, liegt die Ursache meist in Leberschäden; an einer Erhöhung der Werte sind meist Entzündungen schuld. Eine Verminderung oder Erhöhung des Betaglobulins (Anteil: 7 bis 10,5 %), zu denen auch Gerinnungsfaktoren gehören, deutet vor allem auf Leberschäden hin. Sind die Gammaglobuline (Anteil: 12-17 %) erhöht, sind meist Entzündungen oder chronische Lebererkrankungen die Ursache, an einer Verminderung sind häufig Nierenerkrankungen schuld, manchmal ist Leukämie der Auslöser.
 
Die Funktionsfähigkeit des Gerinnungssystems wird mit verschiedenen Tests bestimmt. Der Quick-Test zeigt Störungen des Gerinnungssystems an, die u. a. durch äußere Einflüsse (z. B. Medikamente) bewirkt werden. Deshalb dient dieser Test, bei dem die Gerinnungskaskade ausgelöst und die Zeit bis zur Gerinnung gemessen und mit einer Standardzeit in Beziehung gesetzt wird (Normwert: 70-120 %), zur Überwachung einer gerinnungshemmenden Behandlung. Ein verringerter Quick-Wert deutet sonst vor allem auf Lebererkrankungen hin.
 
Die partielle Thromboplastinzeit (PTT) gibt Aufschluss über Blutgerinnungsstörungen, die auf Einflüsse innerhalb des Blutgefäßes zurückzuführen sind und vor allem durch einen Mangel an den Gerinnungsfaktoren VIII und IX ausgelöst werden. Der Normwert beträgt 30 bis 45 Sekunden, ist diese Zeit verlängert, kann die Ursache in der Bluterkrankheit (Hämophilie) liegen, auch schwere Lebererkrankungen können die PTT verlängern.
 
Bei Verdacht auf verstärkte Blutgerinnung wird das Fibrinogen (Normwert: 2-4 g/l Blut), das bei der Blutgerinnung ebenfalls eine Rolle spielt, analysiert. Bei Verringerung des Werts ist die Blutgerinnung gesteigert, meist infolge einer Leberschädigung.
 
Die Blutplättchen (Thrombozyten), die die Blutgerinnung einleiten, werden bei Verdacht auf Blutgerinnungsstörungen gezählt (Normwert: 140-440/nl Blut). Ihre Zahl ist z. B. bei Knochenmarksschädigung verringert. Zur Vermehrung kommt es u. a. infolge von Tumorerkrankungen.
 
Siehe dazu auch: Eiweißstoffwechsel und Gicht

Universal-Lexikon. 2012.

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